Zum Verständnis, warum Marie schon immer gegen Bevormundung, Enge und Zwänge opponiert hat, geht sie zurück in ihre Kindheit, wählt u. a. mystische Elemente, wie ihren einzigen Freund, den Maulbeerbaum. Später erfüllte sie sich ihren größten Traum, wurde Lehrerin, ahnte allerdings nicht, dass durch diesen Beruf erneut eine Mauer um sie herum gebaut wurde. Wegen ihres starken Bedürfnisses nach Gerechtigkeit, der konsequenten Ablehnung einer verdeckten Stasi-Werbung, eines intensiven Kontaktes zum einem Freund aus der Bundesrepublik, des Versuchs, mit ihrem 7-jährigen Sohn in die Bundesregierung zu flüchten, was allerdings im Gefängnis endete, begann für sie mit der Trennung von ihrem Sohn und dem einjährigen Gefängnisaufenthalt die schrecklichste Zeit ihres Lebens. Da sie eine Kämpferin war, schöpfte sie Kraft aus der Krise. Aus Dankbarkeit für die herzliche Aufnahme in ihrer neuen Heimat Düsseldorf schwor sie sich, eines Tages etwas zurück zu geben. So widmete sie sich als Lehrerin vor allem jungen Menschen, die es schwerer hatten. Sie arbeitet 30 Jahre in Förderschulen, 20 Jahre davon in einer Abteilung der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Hier führten mehrere Schreibprojekte zu vier Büchern und der Zeitschrift KLAPSE. Mit den Kindern- und Jugendlichen und jeweils einem Mitherausgeber, einer Mitherausgeberin fuhr sie viele Jahre zu Lesungen quer durch Deutschland. Bücher: „Wenn die Seele überläuft“, „Total durchgeknallt“ etc.
Allerdings blieb ihre eigene schmerzliche Vergangenheit eingesperrt, bis ihr 17 –jähriger Enkel Marc sie aufforderte, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und die persönlichen Erlebnisse der deutsch-deutschen Geschichte als Zeitzeugin weiterzugeben.
Diesen Appell griff sie dankbar auf und befreite sich damit von den jahrelang konservierten Lasten. Das Ergebnis ist das vorliegende Buch:
Eingesperrte Gefühle bahnen sich ihren Weg – Hoheneck und ein Leben danach
Später sorgte das Leben für einen Ausgleich. Sie lernte ihren jetzigen Ehemann, einen Deutsch-Amerikaner, kennen und führte seit dieser Zeit ein Leben zwischen San Francisco und Düsseldorf. Das größte Glück für sie waren und sind ihre beiden Enkelkinder Pauline und Marc.
Das Leben im Gefängnis, in drei Welten DDR, BRD, USA und die Folgen ihres Gefängnisaufenhaltes bis in die heutige Zeit, 40 Jahre danach, sind die Hauptthemen dieses Buches
Erwartungsvoll stand Marie vor einem roten Backsteinbau. Eigentlich hätte ihr siebenjähriger Sohn längst draußen sein müssen. Endlich kam er ihr freudig entgegengelaufen. Marie umarmte ihn fest. Kai plapperte munter drauflos über Fußball, Diktat und vieles mehr. Aber Marie war mit ihren Gedanken woanders.Sie spürte etwas Drohendes …
Der Start in die schlimmste Zeit ihres Lebens: Frauengefängnis Burg Hoheneck in der DDR wegen versuchter Republikflucht.
Unter dem Trauma der gewaltsamen Trennung von ihrem Sohn und den Schikanen der Gefängniszeit leidet sie noch heute, 40 Jahre später. Doch Marie suchte und fand ihren Weg. Nach und nach musste sie jedoch feststellen, dass die Folgen ihres Gefängnisaufenthaltes ihr Leben bis heute prägen. Mithilfe ihres geschichtsbegeisterten 17-jährigen Enkels Marc stellt sie sich der Vergangenheit und folgt seinem Appell, ihre persönlichen Erlebnisse über diesen wichtigen Abschnitt deutsch-deutscher Geschiche als Zeitzeugin weiterzugeben.